Biogene Abfälle

Kreislaufwirtschaft ist das Ziel

Stefan Lengel gilt als Pionier der Branche. Als einer der Ersten in Österreich gründete der Nachfolger eines landwirtschaftlichen Betriebes 1988 ein Werk zur Kompostierung von Bioabfällen und Grünschnitt.

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Heute verfügt das Familienunternehmen im Wiener Umland über zwei hochmoderne Kompost- und Erdenwerke sowie eine eigene Biogasanlage. Beim Kompost ist der Qualitätsanspruch hoch. Fremdstoffe, insbesondere Plastik, sind deshalb ein großes Problem. Um das zu lösen, wurde vor kurzem zusammen mit Komptech eine neue stationäre Kompost-Feinaufbereitung realisiert.

Bio-Erden mit Qualität

Als Maria Lengel Ende der 1960er Jahre mit einer Rasenziegelproduktion startete, ahnte noch niemand, dass Nachhaltigkeit und Klimaschutz einmal so intensiv diskutiert werden würden. Doch der Betrieb orientierte sich schon früh an den Kreisläufen der Natur und richtete seine Produktionsprozesse entsprechend aus. „Wir sind stolz, dass wir mit unserem Handeln aktiv zum Erhalt von Umweltressourcen beitragen“, sagt ihr Sohn Stefan Lengel. Für den heutigen Firmeneigentümer ist das Prinzip der Nachhaltigkeit wesentlicher Teil der im Familienbetrieb gelebten Unternehmensphilosophie – und das bereits über
drei Generationen hinweg. Denn mittlerweile tragen auch die Kinder Verantwortung in der Geschäftsführung. Tochter Stefanie leitet die Geschäfte der Lengel GmbH und Sohn Alexander ist als Geschäftsführer der Marchfelder BioEnergie GmbH auch für die Biogas-Produktion verantwortlich. „In unseren Adern fließt eben grünes Blut“, kommentiert der Seniorchef schmunzelnd.

In beiden Lengel-Werken werden biogener Abfall und Grünschnitt aus der Region recycelt. So entstehen pro Jahr rund 15.000 Tonnen Fertigkompost, verschiedene Bio-Erden, Pflanzsubstrate und Rindenmulche. Auch Fertigrasen gehört nach wie vor zum Portfolio. Mehr als die Hälfte der Kompost-Jahresproduktion erreicht die Güteklasse A+. „Unser Unternehmen steht für eine hohe Produktqualität“, betont Alexander Lengel. Die zunehmende Verunreinigung der Bioabfälle mit Fremdstoffen sei deshalb ein Problem. Unlängst setzte sich der Geschäftsführer mit dem Komptech Anlagentechnik Büro in Wien zusammen. Das Ziel: Eine Optimierung der Kompost-Feinaufbereitung.

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Nahezu fremdstofffreier Kompost

Statt eines Trommelsiebs wird bei Lengel nun zum Absieben des Komposts ein Spannwellensieb (BIVITEC® von Binder+Co) mit einer Lochung von acht bzw. sechs Millimetern eingesetzt. Die erhaltene Feinfraktion ist damit nahezu fremdstofffrei. Das Endprodukt ist zudem schön flockig, da sich im Spannwellensieb keine Kugeln bilden können. Der Siebüberlauf wird zur weiteren Fremdstoffbefreiung über eine Kombination aus Windsichter und Steinabscheider geführt und kommt dann wieder in die Kompostierung. So geht kein wertvolles Biomaterial verloren.

Damit die Lengel-Geschäftsführung noch vor Investition in die neue Anlagenkonfiguration die erreichbaren Output-Qualitäten einschätzen konnte, wurden von Komptech die Universität für Bodenkultur Wien und das Technikum der Firma Binder+Co hinzugezogen. Gemeinsam bewertete man eine Reihe von Materialproben aus dem Aufbereitungsprozess. Dieses Vorgehen bekam ein dickes Lob vom Kunden.

Bioabfall, der nicht in der Kompostierung landet, wird bei Lengel zur Produktion von grüner Energie genutzt. Bereits 2004 hatte der jetzige Seniorchef die hauseigene Biogasanlage in Betrieb genommen, die seitdem Teile des Fuhrparks mit CO2-neutraler Energie versorgt. Die Anlage verarbeitet überlagerte Lebensmittel, Speisereste und Bioabfälle aus der Sammlung regionaler Entsorger. Jährlich kommen etwa 15.000 Tonnen Biomasse zusammen. „Materialien mit hohem Energiegehalt gehen eher in die Biogasanlage. Außerdem können wir saisonale Schwankungen in der Kompostproduktion besser ausgleichen“, sagt Alexander Lengel. In der Biogasanlage werden pro Stunde etwa 220m3 (500 kWh) Rohgas gewonnen und zu 100 Prozent verstromt. Damit entstehen täglich zwölf Megawatt. Für die Zukunft plant Alexander Lengel eine Kapazitätserhöhung der Anlage auf 30.000 Tonnen verarbeitete Biomasse pro Jahr und zudem eine Gasaufbereitung, die die Abgabe von Biogas in Erdgasqualität ermöglicht. Auch eine Biogas-Tankstelle ist geplant. Damit könnte das Unternehmen mit dem Verkauf grünem Gas beginnen.

„Durch die Verbindung von Kompostierung und Biogaserzeugung haben wir mehr Steuerungsmöglichkeiten.“

Alexander Lengel

Geschäftspartner und Freunde

Die Unternehmen Lengel und Komptech haben nicht erst seit gestern miteinander zu tun. Nachdem Stefan Lengel sein erstes Kompostwerk gegründet hatte, traf er Anfang der 1990er Jahre auf Josef Heissenberger und erwarb einen Komptech Kompostwender der ersten Generation. Es war der Topturn 300 mit der Nummer #3. Beide Gründer verband die Vision, in großem Maßstab Bioabfall in den natürlichen Kreislauf zurückzuführen, und aus der Geschäftsbeziehung wurde Freundschaft. Über die Zeit hat der Kompost- und Erdenhersteller exakt 24 Komptech-Maschinen erworben, darunter Zerkleinerungs- und Siebtechnik sowie acht Topturn-Kompostwender. Auch mit der nunmehr dritten Lengel-Generation und dem aktuellen Komptech-Team läuft die Zusammenarbeit einwandfrei. Alexander Lengel: „Für Komptech entscheiden wir uns aufgrund des Gesamtpakets. Dazu gehören die sichere Verfügbarkeit von Ersatzteilen sowie der schnelle und zuverlässige Service.“ Auch sei es ihm wichtig, dass man sich gemeinsam für eine „grünere Welt“ einsetze, so der Geschäftsführer.

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