Bildung für bessere Abfallwirtschaft

Die Waste Academy in Ghana

 

Expandierende Städte, wachsender Konsum – und damit mehr Abfall: Ghana steht, wie viele Länder des globalen Südens, vor der Herausforderung, mit zunehmenden Müllmengen umzugehen.

Bild: Agbogbloshie in Accra – einst Symbol für Müllberge, heute ein Ort des Wandels durch neue Ansätze in der Abfallwirtschaft.

Bildnachweis: andrea – stock.adobe.com

 

 

Komptech – Spezialist für Maschinen und Anlagen zur Abfallaufbereitung mit Sitz in Österreich – liefert seit Jahren Technologie auch in Länder Afrikas und Asiens. Dabei zeigt sich immer wieder: Technische Ausrüstung allein genügt nicht – ebenso entscheidend ist, dass Menschen vor Ort über das nötige Wissen verfügen, um die Anlagen effizient zu betreiben und nachhaltige Erfolge zu erzielen. Mit einem breit angelegten Bildungsprojekt setzen Komptech und seine ghanaischen Partner gemeinsam auf Wissenstransfer und langfristige Strukturen, um die Abfallwirtschaft voranzubringen.

 

GEMEINSAM FÜR NACHHALTIGE LÖSUNGEN

Daraus entstand die Idee zur Waste Academy: ein umfassendes Bildungsprojekt in Kooperation mit der ghanaischen Jospong-Gruppe, der Technischen Universität Wien (TU Wien) und dem Verein ICEP, der sich dafür engagiert, wirtschaftliche Chancen mit nachhaltiger Entwicklung zu verbinden. Ziel ist es, durch gezielte Aus- und Weiterbildung zur nachhaltigen Entwicklung des Abfallsektors in Ghana beizutragen. Die Austrian Development Agency (ADA) unterstützt das Vorhaben im Rahmen der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit.

 

EIN HERAUSFORDERNDER AUFBRUCH

Ghana erzeugt jährlich etwa fünf Millionen Tonnen Siedlungsabfälle. Schätzungen zufolge könnten rund 70 bis 80 % davon wiederverwertet werden – zurzeit wird allerdings nur ein kleiner Teil tatsächlich gesammelt und verarbeitet. Um die Situation zu verbessern, wurde das Entsorgungssystem in den vergangenen Jahren dezentralisiert. Seither übernehmen lokale Behörden und private Unternehmen mehr Verantwortung bei der Entwicklung entsprechender Infrastrukturen.

Einer dieser Akteure ist die Jospong-Gruppe, die in allen Regionen Ghanas Abfallverwertungsanlagen betreibt, in der Sammlung von Haushaltsmüll aktiv ist und Deponien verwaltet. Seit 2018 arbeitet das Unternehmen mit Komptech zusammen – inzwischen wurden Maschinen und Anlagen für 13 Standorte geliefert. Ghana bewegt sich Schritt für Schritt in Richtung einer moderneren, kreislauforientierten Abfallwirtschaft.

Gleichzeitig bestehen weiterhin zentrale Herausforderungen: Neben der fehlenden Infrastruktur sind auch schwache gesetzliche Rahmenbedingungen, dürftige Finanzierungsmodelle und ein mangelndes Umweltbewusstsein Teil des Problems. Sowohl die Bürger:innen als auch die kommunalen Verwaltungen und die Privatwirtschaft sind gefordert, den Abfall fachgerecht zu verwerten. Vor allem aber fehlt es an qualifizierten Fachkräften in allen Bereichen der Abfallwirtschaft. Hier setzt die Waste Academy gezielt an.

 

Bild: Durch Trainings vor Ort bekommen die Teilnehmer:innen umfassendes Wissen
über die richtige Prozessführung und einen effizienten Maschineneinsatz.

INTEGRIERTES ABFALLMANAGEMENT

Im Mittelpunkt des Projekts steht der Aufbau nachhaltiger Bildungsangebote zu Themen wie Kreislaufwirtschaft, Recycling und integrierte Abfallbehandlung. Die Maßnahmen umfassen Präsenzschulungen in Ghana, ein E-Learning- Angebot, ein Postgraduate-Programm sowie Seminare und Exkursionen. Ergänzt wird das Ganze durch Sensibilisierungsmaßnahmen und begleitende Forschung.

Die Zielgruppen sind breit gefächert: Vorrangig werden Mitarbeitende der Jospong-Gruppe geschult – einige davon übernehmen als Multiplikatoren eine Weiterbildungsfunktion innerhalb ihrer Organisationen. Darüber hinaus richtet sich das Angebot auch an andere Fachkräfte der Branche und an Vertreter:innen aus Verwaltung und Politik.

Die Beteiligung mehrerer Institutionen sorgt für fundierte Inhalte und praxisnahe Umsetzung: Die Technische Universität Wien bringt wissenschaftliche Kompetenz im Bereich Abfallwirtschaft und Ressourcenmanagement ein, Komptech steuert spezifische technische Expertise bei. ICEP engagiert sich für die soziale Wirkung des Projekts, während Jospong mit seiner Kenntnis der lokalen Gegebenheiten sicherstellt, dass die Bildungsmaßnahmen auch wirklich nachhaltig greifen.

 

SCHULUNGEN UND EXKURSIONEN

In den ersten anderthalb Jahren des Projekts wurde bereits einiges erreicht: 130 Personen konnten geschult und 15 lokale Trainer:innen ausgebildet werden. In den kommenden zwei Jahren sind weitere Schulungen an 16 Standorten in Ghana geplant – für rund 500 Fach- und Führungskräfte. Auch die nächste Generation wird einbezogen: 60 Berufsschüler:innen erhalten die Möglichkeit, im Rahmen von Fachpraktika erste Berufserfahrung zu sammeln.

Parallel dazu wird auch eine Online-Akademie entwickelt, um langfristig Lerninhalte digital zur Verfügung zu stellen – etwa zu Themen wie Kompostierung, thermischer Abfallbehandlung oder Deponiemanagement. Besonders hervorzuheben ist auch das geplante Postgraduate-Programm, das von der TU Wien und der ghanaischen Universität KNUST gemeinsam angeboten werden soll.

 

 

„Dieser Wissenstransfer verbessert unsere Arbeitsabläufe und hilft uns, ein saubereres und widerstandsfähigeres Ghana aufzubauen.“
Jacob Kwaku Ladi,
Group Head – Performance Management, L&D
Jospong Group of Companies

 

 

Ein Meilenstein im Projekt war der Besuch einer Delegation von sieben Fach- und Führungskräften der Jospong-Gruppe in Österreich im März 2025. Das einwöchige Programm umfasste Betriebsbesichtigungen bei einer Kompostieranlage, dem Ressourcenpark der Stadt Graz, bei Verwertungsanlagen für Ersatzbrennstoffe und einem Zementwerk. Neben dem fachlichen Input standen Gespräche mit Projektpartnern im Mittelpunkt. Auch an der von ICEP organisierten CorporAID-Konferenz nahmen die Gäste teil – ein Forum, bei dem auch Vertreter:innen der ADA, der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) und des Außenministeriums mit der Delegation ins Gespräch kamen.

 

EIN GEMEINSAMER LERNPROZESS

Die Waste Academy ist ein Beispiel dafür, wie Know-how-Transfer und der Aufbau lokaler Expertise Hand in Hand gehen können. Das Projekt fokussiert nicht nur auf kurzfristige Wissensvermittlung, sondern auf den Aufbau tragfähiger Strukturen, die langfristig Wirkung zeigen – und dabei auch an lokale Bedürfnisse angepasst sind.

Zugleich zeigt sich: Entwicklung funktioniert am besten in Partnerschaft. Mit vereinten Kräften von Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft entsteht ein Bildungsangebot, das über Ghana hinaus als Vorbild dienen kann.

 

United Nations SDGs Website https://www.un.org/sustainabledevelopment.
The content of this publication has not been approved by the United Nations and
does not reflect the views of the United Nations or its officials or Member States.

 

Dies ist die Online-Version des Artikels „Bildung für bessere Abfallwirtschaft“ aus dem Komptech-Magazin Opportunity / Ausgabe Nr. 4 (2025) ↗
Bildnachweise: Alle verwendeten Bilder © Komptech GmbH, sofern nicht anders gekennzeichnet.
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