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Grüne Energie mit Crambo

Im Biomasseheizkraftwerk Herbrechtingen (Baden-Württemberg) sorgt seit kurzem ein Crambo e-mobile für die Zerkleinerung des Brennstoffes. Geschäftsführer Jürgen Wiedenmann erklärt, warum der semi-mobile elektrisch angetriebene Crambo für ihn die optimale Lösung darstellt.

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Vor zwanzig Jahren startete in Herbrechtingen ein ambitioniertes Projekt: Auf privater Basis wurde ein Biomasseheizkraftwerk errichtet. Hauptinitiator war ein Sägewerk. Es lieferte Reststoffe als Brennstoff in das Kraftwerk und bezog im Gegenzug Wärme zur Trocknung. Ein weiterer Wärmeabnehmer war ein Pelletwerk in der Nachbarschaft. Der erzeugte „grüne“ Strom wurde den Tarifen des EEG´s entsprechend ans Netz geliefert.

 

Ein Auf und Ab

Jürgen Wiedenmann war fast von Anfang an mit dabei und kennt die mitunter wechselvolle Geschichte des Kraftwerks gut: „Nach einigen Jahren führte eine unterschiedliche Interessenslage zum Verkauf an einen US-Investment Fonds, der sich im Bereich erneuerbarer Energien etablieren wollte. Doch der Markt gestaltete sich schwieriger als gedacht und viele Pläne ließen sich nicht umsetzen“, erinnert er sich. Seit 2016 ist das Kraftwerk wieder in ruhigerem Fahrwasser unterwegs. „Es wurde von einem mittelständischen Entsorger übernommen. Der gehörte bereits zu den wichtigen Brennstofflieferanten und verfolgte eine deutlich andere Investitionsstrategie,“ erzählt Wiedenmann. „Damit wurde vieles wieder möglich.“

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Herausforderung Brennstoffbeschaffung

Nach dem Wegfall des Sägewerks als Brennstofflieferant kümmerte man sich selbst um die Beschaffung des Brennstoffs, der im Wesentlichen aus aufbereitetem Altholz bestand. „Pro Jahr benötigen wir mehr als 100.000 Tonnen Altholz. Dafür hatten wir zeitweise zwischen 20 und 30 Lieferanten, die höchst unterschiedliche Qualitäten zu unterschiedlichen Preisen lieferten,“ erinnert sich Jürgen Wiedenmann an diese herausfordernde Zeit. Obwohl das Kraftwerk in seiner ursprünglichen Konzeption nicht dazu ausgelegt war, Brennstoff ungebrochen anzunehmen und selbst aufzubereiten, wurde immer klarer: Eine eigene Aufbereitung macht aus wirtschaftlicher Sicht Sinn! Nun war mit dem neuen Besitzer dieser Weg offen.

„Wir haben den Aufbau auf Hakenliftrahmen gewählt, das passt für uns optimal. Ich brauche nur die Stecker zu ziehen und schon kann ich die Maschine bewegen.“

Jürgen Wiedenmann

Richtig aufbereiten ist der Schlüssel

Der Startschuss für die eigene Brennstofferzeugung fiel im August 2020: Seitdem versorgt ein Crambo e-mobile das Heizkraftwerk mit der täglichen Brennstoffration. Auf dem Plan stehen 1500 Betriebsstunden pro Jahr. Jürgen Wiedenmann ist überzeugt, dass die Maschine dafür die richtigen Voraussetzungen besitzt. Schließlich vertrage der Brennkessel nicht alles, sagt er: „Aufgrund unserer Wirbelschichtanlage benötigen wir eine eher feinere Körnung und eine zuverlässige Abtrennung von Metallen. Vor allem Metalle mit niedrigem Schmelzpunkt können bei einer Betriebsunterbrechung die Düsen für die Aufrechterhaltung einer Wirbelschicht verlegen. Dann heißt es ran an den Presslufthammer, um die mit erkaltetem Metall verlegten Düsen wieder frei zu bekommen.“

Der Crambo ist daher mit einem 100 mm Siebkorb ausgerüstet. Das stellt sowohl die passende Körnung für die Zuförderung und den Verbrennungsprozess sicher, als auch den Holzaufschluss, damit die nachgeschaltete Eisen- und Nichteisenabscheidung zuverlässig funktioniert. „Natürlich wissen wir, dass damit der Verschleiß höher ist und der Durchsatz geringer. Das haben wir im Vorfeld alles getestet“, erklärt Wiedenmann. „Aber ich ziehe die Maschine lieber schnell in die Werkstätte und wechsle die Werkzeuge, als um drei Uhr in der Nacht einen Kraftwerksstillstand aufgrund eines Störstoffs zu riskieren.“

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Elektrisch mobil

Die Betreiber der Anlage haben sich ganz bewusst für das „e-mobile“-Konzept entschieden: Statt eines Dieselmotors sitzt im Motorraum ein Elektromotor samt zugehöriger Schaltanlage. Alles andere gleicht einem normalen Crambo – im Betriebszustand unterscheidet sich die e-mobile Variante optisch nur durch den Stromanschluss. „Wir haben die Maschine als Mobilmaschine genehmigt und mobil, das ist sie auch“, freut sich Jürgen Wiedenmann und ergänzt: „Wir haben den Aufbau auf Hakenliftrahmen gewählt, das passt für uns optimal. Ich brauche nur die Stecker zu ziehen und schon kann ich die Maschine bewegen.“

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Für heute und morgen

Jürgen Wiedenmann denkt mit dieser Entscheidung an die Zukunft: „Für uns ist ein Ende der Förderung durch das EEG klar absehbar. Ich muss daher auch an eine Zeit danach denken und mit der e-mobile Lösung bin ich deutlich flexibler beim Wiederverkauf als mit einer fix installierten Stationärmaschine.“ Dass für die Aufbereitung nur eine elektrisch betriebene Maschine in Frage kam, war für ihn von vornherein klar. „Wir erzeugen pro Jahr fast 16 Megawatt an elektrischer Energie aus einem nachwachsenden Rohstoff, da wäre alles andere aus ökonomischer, aber auch aus ökologischer Sicht nicht zu argumentieren. Der Crambo e-mobile ist wie für uns gemacht.“
Er vereinfacht auch den ganz normalen Arbeitsalltag: Kein tägliches Tanken, keine empfindliche Abgasreinigung und die insgesamt einfache Wartung sind Vorteile, die die Betriebsmannschaft zu schätzen weiß. Und den Radladerfahrer freut es, wenn wieder einmal Wurzelstöcke zu zerkleinern sind, denn das funktioniert mit dem Crambo besonders gut.

Mit seiner langjährigen Erfahrung ist Jürgen Wiedenmann in der Interessensvertretung tätig. „Wir alle wollen regionale Entsorgungs- und Versorgungskonzepte, das gilt auch für das Altholz. Wir bemühen uns, unserer Verantwortung gerecht zu werden, und regional produzierten Strom und Wärme zur Verfügung zu stellen. Doch um wettbewerbsfähig zu bleiben, wäre ein wenig mehr politische Unterstützung und Akzeptanz wünschenswert.