Recycling in Südkorea: Ein Blick hinter die Kulissen

Recycling mit System: Wirtschaftsdelegierter Wolfgang Köstinger vom AußenwirtschaftsCenter Seoul über den südkoreanischen Ordnungssinn und Technologiepartnerschaften.

Bild: Südkorea zählt zu den führenden Hightech-Nationen und exportiert modernste Technologien rund um den Globus
– beim Recycling jedoch vertraut man auf „Made in Austria“.

Bildnachweis: jakartatravel – stock.adobe.com

 

 

In Südkorea landet keine PET-Flasche achtlos im Restmüll. Hier wird Mülltrennung ernst genommen – nicht nur durch ausgeklügelte Systeme, sondern auch aufgrund der wachsamen Augen der Überwachungskameras. „Man fühlt sich manchmal wie von Big Brother beobachtet, aber es funktioniert“, sagt Wolfgang Köstinger schmunzelnd. Der Leiter des AußenwirtschaftsCenters der österreichischen Wirtschaftskammer in Seoul kennt Land und Leute seit vielen Jahren – und weiß, wie tief Ordnung und Umweltbewusstsein in der Gesellschaft verankert sind. In Seoul wird der Müll fein säuberlich getrennt – sowohl im Privathaus als auch im Müllraum eines Hochhauses. Auf der Straße warten dann farbige Tonnen oder Säcke mit unterschiedlichem Inhalt auf die tägliche Abholung durch die Müllabfuhr.

 

 

Bild: Südkorea hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu sein.

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HIGHTECH TRIFFT UMWELTTECHNIK

Südkorea ist einer der weltweit innovativsten Industriestandorte. Wenn es aber um Umwelttechnik geht, blickt man gerne nach Österreich. „Gerade in der Recycling- und Abfallwirtschaft genießen österreichische Firmen wie Komptech oder Binder+Co einen exzellenten Ruf“, erklärt Köstinger. Auch deshalb ist der südkoreanische Partner SJ Korea ein alter Bekannter: Als Vertreter mehrerer österreichischer Vorzeigeunternehmen ist er ein geschätzter Mittler – nicht nur als Vertriebspartner, sondern auch als eigenständiger Anlagenbetreiber.

Ein aktuelles Beispiel dafür ist eine neue Anlage zur Herstellung von Ersatzbrennstoff in Seosan. Komptech durfte dabei mit seinen Technologien einen wertvollen Beitrag leisten. Die Anlage wurde in einem feierlichen Akt mit rund 200 Gästen eröffnet – inklusive traditioneller Trommler und Blumenkränzen. „Ein Fest, wie es nur in Korea gefeiert wird“, schwärmt Köstinger.

 

 

Bild: Tradition trifft auf Moderne: feierliche Anlageneröffnung in Seosan.

 

RECYCLING MIT AUGENMASS

Die neue Anlage verarbeitet vor allem Gewerbemüll aus der nahegelegenen Industriezone. Die Materialien werden bis auf zwei Zentimeter zerkleinert – ein Rekordwert für koreanische Standards. Ziel ist die Produktion von RDF, der in Heizwerken zur Energiegewinnung genutzt wird. „Gerade im kalten koreanischen Winter ist Fernwärme sehr wichtig – in Seoul sind minus 20 Grad keine Seltenheit“, berichtet Köstinger.

 

CIRCULAR ECONOMY AUF KOREANISCH

Südkorea hat sich ambitionierte Ziele gesetzt. Eines davon ist die CO2-Neutralität bis 2050. Dabei investiert man stark in Wasserstofftechnologie und Elektromobilität. „Schon heute gibt es rund 200 Wasserstofftankstellen im Land“, so Köstinger. Gleichzeitig wird aber auch an der Basis gearbeitet – mit einem hohen Maß an gesellschaftlichem Konformitätsdruck. Wer trennt, tut es nicht nur aus Überzeugung, sondern auch, weil es eben „alle machen“. Und wer es nicht tut, riskiert soziale Ächtung – oder vielleicht sogar ein „schlechtes“ Bild auf der nächsten Kameraaufnahme.

 

 

Bild: Die Abfallbehälter vereinen smarte Technik und futuristisches Design.

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ZWISCHEN SEOUL UND STEIERMARK

Was Österreichs Umwelttechnik für Südkorea so attraktiv macht? „Qualität, Verlässlichkeit und jahrzehntelange Erfahrung“, meint Köstinger. Dass sich ausgerechnet ein Hightech-Land wie Südkorea für österreichische Recyclingtechnik entscheidet, sei ein starkes Zeichen – und eine Chance für noch mehr Zusammenarbeit.

 


 

Partnerschaft mit SJ Korea – Gemeinsam für eine grüne Zukunft

Unsere Erfolgsgeschichte mit SJ Korea begann im Mai 2015 mit einem Besuch in unserem Headquarter in Frohnleiten, Österreich. Schon damals erkannte Hyonchoul Park, CEO und Eigentümer von SJ Korea, die wachsende Bedeutung einer professionellen Abfallbehandlung in seinem Heimatland. Noch wichtiger: Er teilte unsere Vision – nicht nur Maschinen zu liefern, sondern komplette Systemlösungen, maßgeschneidert auf die Bedürfnisse seiner Kund:innen.

Was folgte, war mehr als eine Geschäftsbeziehung. Es entstand eine Partnerschaft, getragen von Innovationsgeist, Qualitätsbewusstsein und echtem Engagement. Gemeinsam haben wir die Marke Komptech in Korea nachhaltig gestärkt und die Entwicklung einer modernen, zukunftsorientierten Abfallwirtschaft maßgeblich mitgestaltet.

Heute sind landesweit fast 150 Komptech-Maschinen im Einsatz – und leisten Tag für Tag einen Beitrag dazu, Südkorea ein Stück grüner zu machen.

 

Bild: Der Firmengründer Hyonchoul Park (3. v. r.) mit Familie und Thorsten Pichler (ASM Komptech).

 


 

Innovative Technik für die Kreislaufwirtschaft

 

Die Transformation hin zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft hat in Südkorea höchste Priorität – auch gesetzlich. Das koreanische Umweltministerium arbeitet intensiv an neuen Vorgaben, um das Kunststoffrecycling auszubauen und den Übergang vom herkömmlichen mechanischen Recycling hin zum zukunftsweisenden chemischen Recycling zu forcieren.

Ein eindrucksvolles Beispiel für diesen Wandel ist die neue Recyclinganlage in Seosan, im Westen Südkoreas. Bereits heute ist die Anlage für die Anforderungen der nächsten Generation gerüstet: Je nach Ausgangsmaterial können Ersatzbrennstoffe zur energetischen Nutzung und in Zukunft auch hochwertige Rohstofffraktionen zur Herstellung neuer Kunststoffe erzeugt werden. Herzstück des Erfolgs ist ein ausgeklügeltes Zusammenspiel modernster Grob-, Mittel- und Feinzerkleinerungstechnik sowie hocheffizienter Sieb- und Separationsverfahren – für eine maximale Rückgewinnung der enthaltenen Wertstoffe.

 

 

Bild: Trotz Digitalisierung – auch ein analoges Modell der Anlage weckt Interesse.

 

Bild: Kurz vor dem Start – Eine beeindruckende Anzahl an Zerkleinerern, Sieben
und Separatoren wartet auf den koreanischen Abfall.

 

Bild: Der neue Mittelstufenzerkleinerer Equalizor ist eine der Kernkomponenten
für die Herstellung von Ersatzbrennstoffen.

 

Dabei setzt die Anlage auf fundiertes Wissen und bewährte Technologie „Made in Austria“: Komptech lieferte die leistungsstarken Zerkleinerer Terminator und Equalizor sowie stationäre Trommelsiebe und mehrere ballistische Separatoren des Typs Ballistor. Ergänzt wird das System durch Spannwellensiebe von Binder+Co, die mit mehreren Bivitec-Einheiten für eine präzise Feinauftrennung sorgen.

Die Gesamtverantwortung für diese innovative Recyclinglösung trägt der Komptech-Vertriebspartner SJ Korea. Mit seinem Engagement leistet das Unternehmen einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der ambitionierten Ziele Südkoreas auf dem Weg zu einer nachhaltigen Gesellschaft und einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft.

 

Dies ist die Online-Version des Artikels „Recycling in Südkorea: Ein Blick hinter die Kulissen“ aus dem Komptech-Magazin Opportunity / Ausgabe Nr. 4 (2025) ↗
Bildnachweise: Alle verwendeten Bilder © Komptech GmbH, sofern nicht anders gekennzeichnet.
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