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Abfallbehandlung in großem Stil

Wo ehemals „der Dreck“ einfach in der Landschaft abgeladen wurde, wird heute jeder Abfallstrom individuell behandelt: Nicht weniger als 750 bis 800 Tonnen Restmüll kommen täglich im Abfallbehandlungszentrum des AHA Hannover an.

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Es ist in Deutschland eines der größten und ökologisch vorbildlichsten seiner Art. Bei der mechanischen und biologischen Aufbereitung schätzt man seit mehr als zehn Jahren die zuverlässige Maschinentechnik und den Service von Komptech. Maximal zwei Tage dürfen hier die Aufbereitungslinien stillstehen. Als vor knapp einem Jahr zwei ausgediente Zerkleinerer in der Restabfallbehandlung demontiert und an gleicher Stelle durch neue Maschinen ersetzt werden sollten, waren daher einschließlich des Wochenendes nicht mehr als 96 Stunden dafür vorgesehen – so verlangte es die Ausschreibung des Zweckverbands Abfallwirtschaft Region Hannover (AHA). Und Komptech bekam den Zuschlag. „Für den Austausch mussten auch jeweils die Steuerung und der Schaltschrank erneuert werden – normalerweise würden wir für eine Montage dieser Größenordnung insgesamt ein bis zwei Wochen rechnen“, sagt Christian Hüwel, Vertriebsverantwortlicher für die Stationärtechnik von Komptech. Das sei schon sehr sportlich gewesen. Aber das Team hat es geschafft.

Zuverlässigkeit ist Voraussetzung

Wenn in der mechanisch-biologischen Abfallbehandlungsanlage des Zweckverbands die Maschinen aussetzen, dann ist schnelle Reaktion gefragt. Täglich werden hier auf dem Gelände östlich von Hannover 750 bis 800 Tonnen Restmüll angeliefert, der bis zur nächsten Anlieferung verarbeitet werden muss. Maximal kann die Anlage den Müll von zwei Anliefertagen aufnehmen. Eberhard Lütge, zuständig für die Restabfallbehandlung beim AHA, erklärt: „Wenn eine der vier Aufarbeitungslinien ausfällt, setzen wir alle Hebel in Bewegung. Dann rufe ich manchmal auch mit relativ energischem Tonfall bei Komptech an.“ Servicetechniker Dennis Hahne hat dafür volles Verständnis. Er hat den Zweckverband sieben Jahre lang betreut und wechselt jetzt gerade in den Vertrieb für Komptech-Mobil­maschinen. „Bei diesen Mengen muss das so sein. Da planen wir nötigenfalls auch kurzfristig unsere Termine neu, damit die Anlage umgehend instandgesetzt werden kann.“ Die Zusammenarbeit mit dem Komptech-Serviceteam funktioniert gut. Bei zwei Doppellinien sieht man sich allein durch die notwendigen Wartungen etwa alle vier Wochen. „Im Moment bin ich wunschlos glücklich. Die Maschinen laufen“, sagt Lütge.

Durch die Fenster des Besprechungsraums – unter dem Dach der mehrstöckigen Halle – zeigt Lütge den Besuchern, wie sich jeweils zwei mechanische Aufbereitungslinien von den Einfahrtstoren zu beiden Seiten im rechten Winkel aufeinander zubewegen. Jede der Linien beginnt mit einem Terminator 3400 EF, ein wenig weiter sind große Trommelsiebe in Aktion. Insgesamt vier Zerkleinerer und zwei Siebmaschinen von Komptech arbeiten hier in der Restabfallbehandlung. In der benachbarten Bio- und Grünabfallkompostierung sind außerdem zwei stationäre Sternsiebe sowie je ein mobiles Trommel- und Sternsieb im Einsatz.

Auch die Siebtrommeln in der Halle wurden schon einmal von Komptech ausgewechselt – mit zwei Autokränen durch das Dach. „Wie eine OP am offenen Herzen“, findet Hahne. Während er das sagt, kippen unten in der Halle Müllwagen ihre Ladung hinter die geöffneten Tore direkt auf den Betonboden: ein Durcheinan­der aus Plastiktüten und allem, was man sich vorstellen kann.  Darunter sind auch Dinge, die besser nicht im Restmüll landen, wie beispielsweise Geräte mit Lithium-Akkus. Restabfälle aus rund 566.000 Haushalten sowie gut 41.000 Unternehmen der Region werden hier verarbeitet. Die Dimensionen sind beeindruckend.

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Stufenlose Anpassung der Drehzahl

Seit 2008 hat der AHA Hannover Komptech-Maschinen im Einsatz. Damals wurde die erste Vierer-Riege der nun gerade ausgewechselten Terminatoren installiert. Lütge erzählt: „Wir haben vor und in der ersten Ausschreibung die optimale Beschickung unserer Siebtrommeln ermittelt und festgestellt, dass sich das Siebergebnis bei einem Durchsatz von über 30 Tonnen pro Stunde deutlich verschlechtert und wir dann mit einer 60-Millimeter-Siebung mehr Grobfrak­tion zur Verbrennung erhalten. Von allen Zerkleinerern in der engeren Auswahl ließ sich der Terminator am besten im Durchsatz regulieren. Später im Betrieb wurde die Einstellbarkeit von Komptech noch optimiert, sodass wir die Drehzahl der Maschinen jetzt in 1-Prozent-Schritten anpassen können.“ Die Terminatoren in der stationären Anlage übernehmen damit – zusammen mit dem Baggerfahrer – auch die Dosierung des Mülls für die weitere Verarbeitung. Die Geschwindigkeit wird über die Anlagensteuerung reguliert. Wenn Störstoffe die Maschine stoppen oder Material die Anlage nicht passiert, muss kurzzeitig mit größerer Geschwindigkeit manuell gefahren werden. Das erledigt dann der Mitarbeiter, der auch den Bagger zum Beladen der Terminatoren bedient. „Für einen sauberen Betrieb brauchen wir sieben bis acht Leute, die überwiegend mit den Mobilmaschinen unterwegs sind. Wartungs- und Reparaturarbeiten werden in der Nachtschicht durchgeführt“, so Lütge. Insgesamt arbeiten in der Restmüll­anlage 22 Mitarbeiter in zwei Schichten.

„Im Moment bin ich wunschlos glücklich. Die Maschinen laufen.“

Eberhard Lütge

Aus dem Rest das Beste machen

Für die kommenden sechs bis acht Jahre sieht Lütge den AHA in Bezug auf die Restmüllverarbeitung gut aufgestellt. Dann müsse man sehen, wie sich die technischen Möglichkeiten weiterentwickelt haben. Der Diplom-Chemiker erklärt: „Momentan machen wir hier eine mechanisch-biologische Aufarbeitung mit dem Ziel, möglichst wenig Deponiegut übrig zu behalten. Das Wenige, was übrig bleibt, soll außerdem auf der Deponie möglichst geringe Umweltbelastungen erzeugen.“ Dafür wird das Material nach der Zerkleinerung im Terminator in der Trommelsiebmaschine in zwei Fraktionen aufgetrennt. Das heizwertreiche Grobkorn geht in einen Presscontainer und wird in der Müllverbrennungsanlage thermisch verwertet. Aus der feineren Fraktion werden mit einem Überband-Magneten die recycelbaren Metalle ausgetragen und durch Sieben und Windsichter harte inerte Teile herausgeholt, die die anschließende Vergärung stören würden. Die Feinaufbereitung mit stationären Siebtrommeln, zwei Windsichtern und diversen Förderanlagen wurde 2010 neu konzipiert und umgebaut.

Nach der Feinaufbereitung wird aus dem Unterkorn der Siebtrommel (< 15 mm) zusammen mit der Leichtfraktion aus dem Windsichter in der nachgeschalteten biologischen Restabfallbehandlung durch Vergärung Biogas erzeugt. Der feste Reststoff aus der Vergärung gelangt zusammen mit dem Schwergut aus dem Windsichter in die Nachrotte zur weiteren Kompostierung. Das Ergebnis ist ein erdähnliches Substrat, das die Ablagerungskriterien für Deponiegut erfüllt. „Die Technik ist ein sehr wichtiger Teil unserer Arbeit“, betont Lütge. Und was, wenn der Austausch der Terminatoren nicht in der vorgegebenen Zeit gelungen wäre? „Dann hätte Komptech die zusätzlichen Verbrennungsgebühren zahlen müssen“, sagt Lütge schmunzelnd und fügt hinzu: „Aber wir waren uns sicher, dass es klappt.“

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