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„Bioabfälle sind wertvoll“

In der Mitte Deutschlands, zwischen Wiesbaden und Frankfurt, liegt das Wirkungsfeld der Rhein-Main Deponie GmbH (RMD). Das kommunale Unternehmen hat sich u. a. auf die Nutzung von Bioabfall spezialisiert und ist der größte Produzent von regenerativ erzeugtem Strom in der Region.

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Neben einer Vergärungsanlage, sowie einer Deponie- und Biogasverwertungsanlage, werden am Standort Rhein-Main-Deponiepark in Flörsheim u. a. ein Biomassekraftwerk und Photovoltaikanlagen betrieben. Aktuell werden in der Vergärungsanlage pro Jahr rd. 50.000 Tonnen biogene Abfälle verarbeitet. Für die Vergärung machen ein Zerkleinerer und eine Siebmaschine von Komptech den Auftakt.
 

Schon vor der Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) setzte die RMD auf regenerative Energieträger. Zunächst war es das Deponiegas der kommunalen Deponien, das zur umweltfreundlichen Stromerzeugung genutzt wurde. Später kamen die Vergärungsanlagen in Flörsheim und Neu-Anspach hinzu. „Basis für den Bau der Vergärungsanlagen war die langfristige Übernahme und Entsorgung der in den Kreisen MTK und HTK anfallenden Bioabfälle“, erklärt Thomas Richter, RMD-Abteilungsleiter ‚Biogasanlagen und Grüngut‘. Ziel sei es gewesen, die entstehenden Bioabfälle hochwertig, also stofflich und energetisch zu verwerten, die Transportwege dabei kurz zu halten und das Ganze in einem wirtschaftlich angemessenen Rahmen den Kommunen anzubieten, so der gelernte Chemie-Ingenieur.

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Aufbereitung mit Komptech Technik

Die erste Vergärungsanlage wurde 2008 errichtet. Für die Aufbereitung des Bioabfalls wählte die RMD eine stationäre Komptech Lösung aus Crambo und Sternsieb. Vor einem halben Jahr wurden die Maschinen gegen neue ausgetauscht. Nicht zuletzt auch deshalb, weil sich mit der Novellierung der Bioabfallverordnung die Qualitätsanforderungen an die zu behandelnden Bioabfälle erhöht haben, war eine neue Aufbereitungstechnik geboten. Richter: „Die erste Anlage war nach zehn Jahren bereits voll abgeschrieben. Ihre Laufzeit von 14 Jahren ist für uns natürlich ein Glücksfall und ein Beweis für die herausragende Qualität der eingesetzten Komponenten.“ Für die jetzige Gesamtanlage hatte die RMD eine Modifizierung ins Pflichtenheft geschrieben. Gefordert waren: Durchsatzsteigerung, Fremdstoffentfrachtung der Bioabfälle und Verringerung des erzeugten Siebüberlaufes. Die Sternsiebtechnik ist für die genannte Anwendung die ideale Separationstechnik. Hierbei kooperiert Komptech exklusiv mit Anlagenbau Günther.

„Unser Fokus liegt auf der Erzeugung von erneuerbaren Energien – hier ist die Bioabfallverwertung ein entscheidendes Standbein.“

Thomas Richter

Kundenspezifische Anpassungen

Die neue Anlagenlösung besteht aus einem Crambo 3400 Vorzerkleinerer, zweistufigem Sternsieb, Magnetabscheider, Folienabsaugung und einer Rollkörperabscheidung für Schwerstoffe. Christian Hüwel ist bei Komptech Deutschland für die Projekte ‚Stationäre Technik‘ verantwortlich und erklärt dazu: „Der Zerkleinerer und das Sieb bestimmen die Qualität im Prozess. Als langsam laufen-der Zerkleinerer ist der Crambo eine der besten Maschinen für die Aufbereitung von Bioabfall, da er die Plastiksäcke, in denen sich der Abfall ja leider meist befindet, nur aufreißt und nicht zerfetzt. Damit können Folienbestandteile später umfassender separiert werden. Außerdem ist die Maschine robust und läuft als stationäre Variante mit einem Elektromotor. Das verringert den Wartungs-aufwand deutlich.“

Reduktion des Siebüberlaufs

Statt eines Siebs mit einheitlicher Sterngröße werden bei der RMD jetzt zwei Siebe eingesetzt, die treppenartig aufeinander folgen. Material, das im ersten Siebabschnitt nicht auf dem Band landet, wird weitergetragen, passiert die Folienabsaugung und gelangt danach auf das zweite Sternsieb. Dort wird der Bioabfall noch einmal bearbeitet und verbliebene Nester werden aufgelöst. Durch die neue Sieblösung hat sich der Siebüberlauf signifikant verringert und die Entsorgungskosten für den Überlauf haben sich fast halbiert. Matthias Sternstein, Vertriebsverantwortlicher bei Anlagenbau Günther: „Dieser Erfolg ist auch auf die ausgezeichnete Projektbeschreibung auf Kundenseite zu-rückzuführen. Da die RMD ihre Erfahrungen aus der jahrelangen praktischen Anwendung eingebracht hat, konnten wir unseren Teil im Team mit Komptech präzise beisteuern.“

RMD-Sachgebiets- und Betriebsleiter Heiko Scriba ist sichtlich zufrieden mit der neuen Lösung: „Wir haben hier eine Anlage aus sehr unterschiedlichen Komponenten, die perfekt auf unsere tägliche Arbeit abgestimmt ist. Sollten Probleme auftreten, ist Komptech stets zur Stelle und sorgt für Abhilfe. Das ist die Verlässlichkeit, die wir brauchen.“

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Die neue Bioabfallverordnung verpflichtet Anlagenbetreiber, nur solche Bioabfälle zu behandeln, die bestimmte Fremdstoffgehalte nicht überschreiten. Das gilt besonders für Folien und Hartkunststoffe. Andererseits lässt die Sorgfalt der Bürgerinnen und Bürger bei der Sammlung ihrer Bioabfälle oft zu wünschen übrig. Für die RMD ist die neue Komptech-Anlage deshalb eine notwendige und wichtige Investition.

Ein Drittel vom Unternehmensumsatz erlösen die Vergärungsanlagen. Die Kosten für die Entsorgung der Störstoffe stiegen von 2015 bis 2020 um rund 400 Prozent.

Pro Jahr erzeugt die RMD aus den 50.000 Tonnen Bioabfall rd. 10 Millionen Kilowattstunden Strom, die ins Netz eingespeist werden. Die zudem erzeugte Wärme wird ausgekoppelt und als Fernwärme nach Hochheim vermarket. Außerdem entstehen aus den festen Gärprodukten rd. 17.000 Tonnen RAL-zertifizierter Kompost. Die flüssigen Gärprodukte, rd. 20.000 Tonnen, gehen über ein Zwischenlager ebenfalls güteüberwacht in die Landwirtschaft. Im Biomassekraftwerk auf dem Standort in Flörsheim-Wicker werden jährlich rd. 115.000 Tonnen Altholz verbrannt und der hierbei erzeugte Strom vermarktet. Richter: „Mit diesem Energiekonzept haben wir uns regional bekannt gemacht und werden auch international um Rat gefragt.“